Der Japaner Takuro Okada spricht in seinem Vortrag „Kotodama“ über die Idee der „Wortseele“ (Tama-Seele, Koto-Ding/Wort) und erläutert das bedeutende geistige und spirituelle Konzept des japanischen Altertums, nach dem kein essentieller Unterschied zwischen einem Ding und seiner Benennung besteht.
Latent glauben Japaner, dass Worte einen eigenen Geist haben. Dieser Glaube heißt Kotodama, und diesen verstehen japanische Philologen als das Element, welches neben dem Tenno-Kaiserhof symbolisch für das ganze Volkstum steht. Japaner wussten schon immer, dass der Bann der Worte sowohl Segen als auch Fluch bringen kann.
Wenn Japaner sich entschuldigen, hat es immer eine spezielle Bedeutung. Hier zeigt sich das innere Bedürfnis, die seelische Sensibilität der Anderen zu respektieren. Die Japaner versuchen zu berücksichtigen, dass sich Affekte unter Menschen sehr schnell verbreiten, und deshalb verstehen sie es als sozial, wenn sie untereinander sorgfältiges Mitgefühl äußern. Das soziale Verhalten des Japaners ist daher sehr kompliziert. Beispielsweise sagen Japaner zum Schluss einer Feier „lass es uns öffnen!“, weil das Wort „schließen“ nicht gut klingt. Eine Gemeinde in Tokio hieß früher „Kamenashi (Keine-Schildkröte)“, die heute „Kameari (Mit-Schildkröte)“ heißt, weil dies schöner ist. „Ich tue Unhöfliches“, ist eine der höflichsten Begrüßungsformulierungen.
Die Annahme, dass Worten etwas Mysteriöses inne wohnt, glauben noch heute viele Japaner. Implizit schwingen in der Konversation immer folgende Fragen mit: Wozu lebt der Mensch? Was kann der Mensch der Welt hinterlassen? Takuro Okada versucht in seinem Vortrag aufzuzeigen, dass, wenn man sich mit der Wahrheit der Worte auseinandersetzt, geheimnisvolle Fakten des Lebens einsichtig werden.
Alle Interessierten sind herzlich zum Vortrag „Kotodama“ mit Takuro Okada eingeladen. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Deutsch-Japanischen-Gesellschaft Sachsen-Anhalt statt. Der Eintritt ist frei